VERANTWORTUNG FÜR KÜNSTLICHE INTELLIGENZ.

Diskussion und Dialog im Rahmen der
12. Petersberger Gespräche 2017

  1. Wir haben es in der Hand

    Die Künstliche Intelligenz ist ein sehr mächtiger technologischer Treiber und die wichtigste Technologie innerhalb der digitalen Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Ohne Zweifel hat sie das Potential, die Welt sehr viel besser oder sehr viel schlechter zu machen, je nachdem, wie, wann und durch wen die Weichen für ihre weitere Entwicklung gestellt werden.

  2. Alles wird anders

    Künstliche Intelligenz ist nicht lediglich eine neue Technologie. Sie ist der Game Changer par excellence. Schon in naher Zukunft werden die Auswirkungen der KI-basierten digitalen Transformation jeden Bereich unseres Lebens radikal verändern: Unsere Jobs, die Art und Weise, wie wir unser Privatleben gestalten, unsere Unternehmen führen, Entscheidungen treffen und Mitarbeiter einstellen, wie wir medizinisch betreut werden, miteinander kommunizieren und kooperieren, wie und mit wem wir Partnerschaften eingehen und welche Freundschaften wir schließen, wie wir unseren Lebensabend gestalten, für Sicherheit sorgen und Konflikte austragen.

  3. Nutzbringende KI zwischen Menschheitstraum und Alltagsverstärker

    Die Erwartungen an den Nutzen durch Künstliche Intelligenz sind immens. Immerhin hoffen wir, dass uns diese Technologie dabei helfen kann, eine Reihe der bisher als unlösbar oder zu komplex geltenden Probleme zu bewältigen und vieles von dem zu erreichen, das bisher lediglich ein Menschheitstraum war. So stehen die Chancen gut, dass wir zum Beispiel mit Hilfe der intelligenten Automatisierung deutlich effizienter wirtschaften, Armut und Hunger aus der Welt schaffen, den Wohlstand gerechter verteilen, Kriege eindämmen oder verhindern, Krankheiten besiegen und unser Leben verlängern. Auch als Alltagsverstärker kann die KI unser Leben lebenswerter machen, angefangen bei privaten Assistenzsystemen über autonomes Fahren bis hin zu Haushalts- und Pflegerobotern, nur um einige Beispiele zu nennen.
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Handlungsfeld 1: VISION UND MASTERPLAN FÜR DEN KI-STANDORT „D“

 

    1. KI-Agenda für den KI-Standort „D“ 

      Die Förderung, Entwicklung und das bereichsübergreifende Rollout der Künstlichen Intelligenz in Wirtschaft und Gesellschaft sind keine Option, vielmehr pure Notwendigkeit! Wir fordern, dass Künstliche Intelligenz ganz oben auf die politische und unternehmerische Agenda gesetzt wird, um den KI-Standort Deutschland zu stärken und zukunftsfähig, wenn nicht gar zum Innovationsführer in Sachen digitale Transformation und Künstliche Intelligenz zu machen. So begrüßen wir Initiativen wie den Digitalrat der Bundesregierung, das Eckpunktepapier zur KI, die Gründung der Agentur für Sprunginnovationen sowie den für Herbst angekündigten Masterplan zur KI (KI oder Digitalisierung?).

    2. Über Chancen und Risiken sprechen

      Es gehört auch zu den Aufgaben von Politik, die Chancen und Entwicklungspotentiale aufzuzeigen, die sich mit der neuen Algorithmen-Revolution für unsere Wirtschaft und Gesellschaft bieten. Wo Ängste aufkommen und vor allem zuerst Risiken gesehen werden, gilt es, nichts zu beschönigen, gleichzeitig aber auch Lösungen aufzuzeigen, wie diese minimiert oder ganz eliminiert werden können.

    3. KI als ‚gesetzt‘ betrachten

      Es steht fest, eine dynamische Weiterentwicklung der KI ist weder für unsere Unternehmen noch für unser Land so etwas wie eine Option, auch keine mögliche Chancen-Risiko-Abwägung. Sie ist pure Notwendigkeit. Ökonomisch, unternehmensstrategisch, arbeitsmarkt-, industrie- und sicherheitspolitisch. Nicht zuletzt auch geopolitisch, denn, um eine sehr extreme Aussage zu zitieren, „wer bei KI in Führung geht, wird die Welt beherrschen“ (W. Putin). Auch wenn dies nicht unser Ziel sein kann, so zeigt dieser Satz, welcher Stellenwert dem Fortschreiten in Künstlicher Intelligenz zugeschrieben wird.  Der Wettlauf um die Pole Position in Sachen KI hat längst begonnen, und wir sollten aufpassen, dass wir die Kluft zwischen den exponentiellen Vorteilen Dritter und den exponentiellen Nachteilen eines KI-Nachzüglers nicht unüberbrückbar werden lassen.Weiterlesen


Handlungsfeld 2: GESETZGEBUNG UND RECHTSPRECHUNG

 

    1. Gesetze anpassen, Leitplanken definieren und vor Auswüchsen schützen

      Wir erwarten vom Gesetzgeber, dass er auf die Chancen und Risiken der KI-Revolution reagiert und die Gesetzgebung an die Möglichkeiten und Risiken der neuen Technologie anpasst. Ihm kommt die Aufgabe zu, justitiable Leitplanken, rote Linien und wertebasierte Korridore zu definieren. So ist der Gesetzgeber gefragt, wenn es um Lenkung der Entwicklung und Schutz vor den Auswüchsen der Künstlichen Intelligenz geht, wie zum Beispiel bei der Frage, wie Manipulationen durch KI erkannt und unterbunden werden können. Damit die zunehmende Automatisierung in Gesellschaft und Wirtschaft gelingt, darf der Gesetzgeber allerdings Innovationen und Forschung in Sachen Digitalisierung und KI keinesfalls be- und verhindern. Damit sehen wir den Gesetzgeber vor einem wichtigen und sicher alles andere als einfachen Balanceakt, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen.

    2. Haftung, Kontrolle und Verantwortlichkeit

      Zu den regulierungsbedürftigen Themen gehören auch Fragen der Haftung, Kontrolle und Verantwortlichkeit. So ist es Sache des Gesetzgebers, zu klären, ob bei algorithmenbasierter Intelligenz und bei Robotern der Tatbestand der Haftung und Verantwortlichkeit hinreichend geklärt ist. Auch sollte er Antworten darauf geben können, wie ein rechtliches Rahmenwerk aussehen kann, das in der Lage wäre, Entwicklung, Test, Anwendung, Kontrolle und Kontrollierbarkeit autonomer Lern- und Entscheidungssysteme zu regulieren.

    3. Klärung der Frage: Wem gehören die Daten?

      Daten sind Macht, und wer über die Daten und ausreichende Rechenkapazitäten verfügt, kontrolliert die Zukunft. Wir begrüßen es von daher sehr, dass der Gesetzgeber z.B. mit der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einen wichtigen Schritt unternommen hat, um die Frage der Datenhoheit zu klären. Mit der Regelung von Themen wie z.B. der Zweckbindung von Daten, der Auskunftspflicht über gespeicherte Daten oder dem Recht auf Vergessen gibt er die Datenhoheit und die Kontrolle über die Verwendung der Daten an den Nutzer zurück. Damit leistet der Gesetzgeber auf nationaler wie europäischer Ebene einen wichtigen Beitrag, um die Bildung oder, wo bereits vorhanden, die weitere Verfestigung von digitalen Datenmonopolen zu unterbinden. Durch die Klärung des Rechtsstatus in Bezug auf Dateneigentum verhindert der Gesetzgeber zugleich, dass sich diese Monopole zu Machtzentren entwickeln, die nach eigenen Regeln operieren und sich jeglicher Kontrolle von außen entziehen.

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Handlungsfeld 3: HOCHSCHULEN UND BILDUNG

 

      1. Hochschul- und Ausgründungsförderung gegen den Brain-Drain

        Als wichtige Aufgabe der Politik sehen wir eine auch im internationalen Maßstab konkurrenzfähige Förderung von Forschungseinrichtungen und Universitäten. Dazu gehört die Einrichtung von Lehrstühlen und Berufung hochkarätiger Wissenschaftler ebenso wie auch die Förderung von Ausgründungen junger Wissenschaftler. Sicherlich alles andere als ein Patentrezept, doch sehen wir deutlich attraktivere Rahmenbedingungen für Forscher und Gründer als eine zusätzliche Chance, den Brain-Drain junger Talente und exzellenter Köpfe aus deutschen Forschungseinrichtungen und Universitäten in die meist amerikanischen oder chinesischen KI-Unternehmen zu unterbinden oder zumindest zu mildern.

      2. Vernetzung von Forschungsuniversitäten mit Unternehmen

        Es kann sich sehr positiv auf die Innovationsdynamik unseres Landes auswirken, wenn wir unser großartiges intellektuelles Kapital in den Forschungsuniversitäten noch besser mit den Unternehmen vernetzen. Die Leitfrage lautet dabei: Wie lassen sich die durch smarte Köpfe ausgebrüteten smarten KI-Lösungen gemeinsam mit smarten Pragmatikern auf smarte Weise auf die Straße bringen? Gemeint sind dabei Synergieeffekte aus fokussierter Grundlagenforschung und ökonomischer, marktorientierter Expertise.

      3. Ergänzung informationstechnologischer, natur- und ingenieurswissenschaftlicher Studiengänge durch ökonomisches Wissen

        Unseren hochtalentierten jungen Ingenieuren, Softwareentwicklern, Mathematikern und Forschern mangelt es nicht an Kreativität und Ideen, dafür umso mehr am Gespür dafür, welche Innovationen das Zeug zu erfolgreichen Anwendungen und Produkten haben und wie Forschungsergebnisse in innovative Anwendungen überführt werden können. Neben der genannten Vernetzung mit Unternehmen und Synergie zwischen Forschung und Ökonomie regen wir auch eine Verzahnung von Informatik sowie den Ingenieurs- und Naturwissenschaften mit wirtschaftszentrierten Lehrangeboten an den Hochschulen an. Darüber hinaus versprechen wir uns von einer solchen Horizonterweiterung, dass auch in die Labore und Forschungsteams der Hochschulen eine Unternehmermentalität Einzug hält, wie sie zum Erfolg des Silicon Valley und neuerdings auch zum technologischen Aufstieg Chinas mit beigetragen hat. All dies, ohne die Grundlagenforschung – eine unserer Stärken – zu vernachlässigen.

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Handlungsfeld 4: ARBEITSMARKT, AUS- UND WEITERBILDUNG

 

    1. Aufrichtiger Dialog über Arbeitsplatzverlust und neue Arbeitsplätze

      Ohne Zweifel gehört der Arbeitsplatzabbau zu den besonders herausfordernden und wahrscheinlich schon bald spürbaren Konsequenzen der Künstlichen Intelligenz. Wir erwarten, dass hier von allen Akteuren in Politik, Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft ein aufrichtiger Dialog geführt wird. Er sollte den erwarteten Jobabbau auf der einen Seite offen benennen und nichts beschönigen. Auf der anderen Seite sollte er nicht minder offensiv aber auch die Möglichkeiten thematisieren, wie er aufgefangen oder kompensiert werden kann. Es herrschen unterschiedliche Meinungen darüber, ob die alten Jobs einfach nur verschwinden – oder aber neue Jobs in gleicher Größenordnung ‚nachwachsen‘ werden, wie bisher nach jeder Industriellen Revolution der Fall. So gibt es Stimmen, dass die Digitalisierung nicht zum Arbeitsplatz-Killer, vielmehr zum neuen Jobmotor Deutschlands werden könnte. Diese Hoffnung ist allerdings geknüpft an die Bereitschaft der vom Jobverlust Betroffenen, sich in Richtung neuer Jobprofile umzuorientieren und andere Tätigkeiten auszuüben. Diese Sicht wird zumindest von den Erfahrungen aus der Vergangenheit gedeckt. So wissen wir, dass bisher mit jedem technologischen Fortschritt neue Berufsbilder sowie neue Wirtschaftszweige entstanden sind. Hinzu kommen neueste Berechnungen, dass der Einsatz der Industrieroboter in Deutschland – Deutschland belegt in der Roboterautomatisierung weltweit den dritten Rang! – in den vergangenen 20 Jahren nicht dazu geführt hat, dass bei uns statistisch gesehen Arbeitsplätze weggefallen sind. Ein Grund mehr, warum diese Diskussion zwar offen und aufrichtig, doch auch mit Blick auf potentielle Chancen für den Arbeitsmarkt geführt werden sollte.

    2. Automatisierung auch von Wissensjobs

      Es steht fest, dass der Wegfall von Jobs und Berufen nicht nur den Bereich der einfachen und wenig komplexen Tätigkeiten betreffen wird: Die KI ist derart lernfähig und flexibel, dass die intelligenten Systeme nach und nach die Jobs auch von hochqualifizierten und akademisch ausgebildeten Wissensarbeitern teilweise oder ganz automatisieren werden. Die vom Jobabbau Betroffenen sind dann nicht mehr nur Arbeiter, Verkäufer, Kassierer oder LKW-Fahrer, vielmehr zunehmend auch Juristen, Ärzte, Bankkauf- und Versicherungsfachleute, Pharmazeuten, Manager oder Programmierer. Selbst Vertreter der kreativen Berufe wie Musiker, Dirigenten, bildende Künstler oder Schriftsteller werden inzwischen von den oft verblüffenden Leistungen der Künstlichen Intelligenz herausgefordert.

    3. Arbeitsplatzängste ernst nehmen und neue Jobprofile entlang der KI definieren

      Wir müssen die gewiss nicht unberechtigten Sorgen unserer Mitarbeiter vor Arbeitsplatzverlust ernst nehmen und uns darauf vorbereiten, neue Jobprofile zu entwickeln und den vom Arbeitsplatzverlust bedrohten Mitarbeitern anzubieten. Unser Spielraum als Unternehmer ist nicht groß – doch den sollten wir aus Verantwortung für unsere Mitarbeiter nutzen. Wir werden daher den Arbeitsplatzabbau als Ultima Ratio betrachten und rechtzeitig alle sich bietenden Möglichkeiten der Kompensation und Neuorientierung der Betroffenen Mitarbeiter ausschöpfen.

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Handlungsfeld 5: GESELLSCHAFT UND GEMEINWOHL

 

  1. Wohlstandsschere schließen oder verringern

    Für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft wird es im KI-Zeitalter ausgesprochen wichtig sein, dass wir Modelle und Konzepte entwickeln, wie wir die Schere zwischen den Gewinnern und den Verlierern der KI-Revolution wieder schließen oder zumindest ihr weiteres Auseinanderklaffen verhindern.

  2. Netzwerkeffekt begünstigt soziale Ungleichheit

    Entsprechende Social Engineering-Maßnahmen sollen zwar die Balance innerhalb der Gesellschaft wieder herstellen, werden aber besondere Anstrengungen erfordern, da der Digitalisierung in gewissem Sinn die Tendenz zur Ungleichheit innewohnt. Weil sie die Markteintrittsschwellen für junge Unternehmen und Start-ups radikal senken, haben Digitalisierung und Künstliche Intelligenz zwar den Ruf, die größten Gleichmacher unserer Zeit zu sein. Paradoxerweise fördern die gleichen Technologien zugleich aber Netzwerkeffekte – und damit Monopolbildung, die mit ihrem The Winner Takes It All-Anspruch extreme Ungleichheit begünstigt. In Verbindung mit dem Rationalisierungspotential von KI-Systemen und Robotern wohnt der Plattformökonomie damit die Tendenz inne, die Spaltung der Gesellschaft in eine kleine Gruppe der Gewinner und eine überwiegende Mehrheit der Verlierer noch weiter zu verstärken.

  3. Lebenssinn und Einkommen ohne Arbeit?

    Die zu erwartete Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird möglicherweise für viele dazu führen, dass sie weder ihren Lebenssinn und ihre Identität noch ihre wirtschaftliche Existenz aus ihrem Beruf und ihrer Arbeit mehr herleiten können.

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Handlungsfeld 6: WIRTSCHAFT UND UNTERNEHMEN

 

    1. Disruptive Dynamik durch Künstliche Intelligenz

      Wird der Einsatz Künstlicher Intelligenz unsere Unternehmen verändern? Dies ist inzwischen keine Frage des „Ob“ oder „Wann“, sondern vor allem des „Wie“ und des „Wo-Nicht?“ Die Entwicklung ist unvermeidbar, unumkehrbar und wird gleichermaßen übergangslos wie exponentiell verlaufen. Allerdings sind die ersten Vorboten künftiger Entwicklung längst da und revolutionieren mit ihrer oft disruptiven Dynamik schon heute viele der angestammten Prozesse und Geschäftsmodelle in der Wirtschaft und in unseren Unternehmen fundamental. Dabei stehen wir erst am Anfang, was jegliche Voraussagen oder Extrapolationen so schwierig, wenn nicht gar unmöglich macht.

    2. Geschäftsmodelle aus der KI-Perspektive radikal neu betrachten

      Der Einsatz Künstlicher Intelligenz wird unsere Geschäftsmodelle in nie dagewesener Geschwindigkeit herausfordern, uns zu gegebenenfalls dramatischen Veränderungen zwingen – und viele von ihnen mit allergrößter Sicherheit überflüssig machen. Gleichzeitig wird die KI uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, das angestammte Business radikal neu zu denken und disruptive Geschäftsmodelle umzusetzen.

    3. Komplexitätswerkzeug für das Management by AI

      Als Komplexitätswerkzeug kann die KI uns auch im Management unterstützen und uns dabei helfen, einen objektiven, emotionsfreien Blick auf relevante Informationen zu bekommen. Als intelligente und unvoreingenommene Entscheidungshelfer bietet die KI Navigationsunterstützung in einer von Unsicherheit, Wechselhaftigkeit und Ungewissheit bestimmten Welt. So können die smarten Assistenten z.B. dazu beitragen, Wahrnehmungsverzerrungen auszugleichen, eventuelle Blickverengungen nach innen und auf den Markt zu vermeiden, blinde Flecke zu identifizieren und so insgesamt den Fokus zu weiten. Damit bieten sie eine valide Basis für Strategieentwicklung und neue Geschäftsausrichtung.

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Handlungsfeld 7: KI-SICHERHEIT, BLACKBOX-ALGORITHMEN, KONTROLLE UND DATENQUALITÄT

 

      1. Vertrauen ist gut – ist Kontrolle besser?

        Einerseits Chance, anderseits Risiko – angesichts der Janusköpfigkeit der Künstlichen Intelligenz stellt sich die Frage, wie wir mit den schon heute sichtbaren Schattenseiten der KI umgehen können und sollen. Im Gegensatz z.B. zu einem Motor, den wir auseinandernehmen und in seiner Funktion verstehen oder zum Software-Quellcode, den wir lesen und in seiner Logik nachvollziehen können, liegt das Zustandekommen der Ergebnisse einer KI-Applikation oft im Dunkeln. Oft haben wir nur die Wahl, den Ergebnissen der automatisierten Prozesse ganz zu vertrauen – oder das System gar nicht zu benutzen. Kontrolle ist für Außenstehende nicht möglich.

      2. „Bestärkendes Lernen“ selbständig und kaum mehr nachvollziehbar

        Besonders intransparent erscheint die Algorithmen-Blackbox beim sogenannten „Reinforcement Learning“. Es handelt sich dabei um eine besonders effiziente Methode innerhalb des tiefen Maschinellen Lernens. Zum Training benötigt die KI nur ein Minimum an Daten, reagiert hauptsächlich auf Verstärkung und erkennt allein aufgrund von Feedback, wie weit sie sich dem definierten Ziel genähert hat, um dann ihr Verhalten iterativ anzupassen. Damit erlernt und erwirbt das KI-System Fähigkeiten, ohne dass sie ihm vom Menschen einprogrammiert worden sind.

      3. Kontrollier- und Nachvollziehbarkeit der Algorithmen-Blackbox

        Bei aller Faszination von der Leistungsfähigkeit der Künstlichen Intelligenz – immer deutlicher sehen wir die Gefahr, dass sich diese Lernprozesse mit steigendem Automatisierungsgrad von außen kaum mehr oder nur sehr schwer beeinflussen und steuern lassen.  Mit ihren für Außenstehende (und auch für so manchen Forscher oder KI-Entwickler) verblüffenden Fähigkeiten stellen uns die selbstlernenden Systeme vor die Frage, über welche Methoden und Ansätzen sich intelligente, von Algorithmen gesteuerte KI-Systeme auf ihre Zuverlässigkeit und Neutralität testen und kontrollieren lassen. Ist eine derartige Kontrolle überhaupt möglich? Wie, wo und womit kann man von Außen in Prozesse eingreifen, die automatisiert ablaufen? Geht das überhaupt? Falls was schiefläuft – genügt hier der einfache Ausschaltknopf? Falls ein solcher vorhanden sein sollte – wer ist durch wen dazu autorisiert, ihn zu betätigen?Weiterlesen


DAS „PETERSBERGER POSITIONSPAPIER ZUR KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ“

 

ENTSTEHUNG UND ABSICHT.

  1. Initialzündung auf den Petersberger Gesprächen 2017

    Der Impuls zum „Petersberger Positionspapier zur Künstlichen Intelligenz“ entstand am 16. September 2017 während der abschließenden Podiumsdiskussion auf den „Petersberger Gesprächen“. Bei diesen Gesprächen handelt sich dabei um ein seit 2005 regelmäßig stattfindendes, von der in Bonn ansässigen Comma Soft AG veranstaltetes interdisziplinäres Forum, auf dem führende Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie jeweils über Themen referieren und diskutieren, die fundamentale Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft haben. Nach der Beschäftigung mit Big Data und digitaler Transformation in den vergangenen Jahren loteten die Petersberger Gespräche 2017 unterschiedliche Dimensionen des Themas Künstliche Intelligenz aus. Entsprechend umfassend war auch das Kongress-Motto: „Wie entscheiden in der VUKA-Welt? Künstliche Intelligenz zwischen Umsetzbarkeit und Superintelligenz, Planbarkeit und Zukunftsvision“.

  2. Petersberger Erklärung zur Digitalen Transformation 2015 als Vorbild

    – Das Petersberger Thesenpapier zur KI geht auf eine Initiative von uns Teilnehmern – Führungskräften und Unternehmern – des letztjährigen Kongresses in der Villa Hammerschmidt in Bonn zurück. Sie spiegelt unser Bedürfnis wider, die Ergebnisse des Kongresses festzuhalten, weiter zu entwickeln und sie als Vorschläge und Forderungen zur Diskussion zu stellen. Wir knüpfen damit in gewisser Weise an die „Petersberger Erklärung zur digitalen Transformation“ aus dem Jahr 2015 an. Sie wurde auf den Petersberger Gesprächen 2014 beschlossen, in der Folge gemeinsam ausgearbeitet, im Internet geteilt und im Februar 2015 dem EU-Kommissar für Digitalisierung, Günther Oettinger, öffentlich überreicht.   

  3. Bewerten Sie, stimmen Sie zu, widersprechen Sie …

     Wir sind uns dessen bewusst, dass wir mit diesem Positionspapier das Feld der Künstlichen Intelligenz nur gestreift haben, betrifft sie doch als Metatechnologie sämtliche Bereiche unseres Lebens. Umso wichtiger ist eine Momentaufnahme, an der man sich orientieren und reiben, mit der man übereinstimmen oder der man widersprechen kann. Das Positionspapier würde von daher schon allein dann seinen Zweck erfüllen, wenn es als Initialzündung für Diskussionen und Debatten über die Voraussetzungen, Chancen und Möglichkeiten, aber auch über die Risiken dieser vielleicht mächtigsten Technologie seit Entdeckung des Feuers dienen würde.

    Aus diesem Grund ist Ihre Meinung zu unseren Gedanken, Forderungen und Positionen ebenso wichtig wie diese selbst. Teilen Sie uns Ihre Eindrücke und Gedanken mit! Bewerten Sie! Kommentieren und ergänzen Sie! Kurz, beziehen Sie Stellung – und tragen Sie diese Diskussion in Ihren persönlichen Wirkungskreis weiter.

  4. Das Projekt wächst mit Ihrem Feedback

    Das Positionspapier kann nur eine Momentaufnahme sein. Um aktuell zu bleiben, wird es in regelmäßigen Abständen um die Kommentare und Anregungen ergänzt, die Sie zu den jeweiligen Themen, die Sie hier hinterlassen. Mit der redaktionellen Überarbeitung und Anpassung werden Sie mit Ihrem Feedback zum Teil des Projekts – und damit der Debatte rund um die Künstliche Intelligenz.

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