Petersberger Gespräche 2010
Im Spannungsfeld zwischen Unternehmensentwicklung, Kundennähe und Innovation
Stephan Huthmacher
Im Zentrum des Enterprise 2.0-Ansatzes steht die Frage, wie die Dynamik des Web 2.0 – des Mitmach-Internets – auf die Unternehmen und ihre Märkte selbst übertragen werden kann. Konkret geht es darum, wie durch den Einsatz geeigneter Tools, durch die unternehmensübergreifende Vernetzung und den kollaborativen Austausch von Wissen – durch die Ermöglichung "kollektiver Intelligenz" (P. Kruse) – Unternehmen ihre Organisationsstrukturen und ihre Unternehmenskultur verändern, ihre Produktivität steigern, ihre Innovationskraft entfalten, ihre Kundennähe und Service neu definieren und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit noch gezielter stärken können als bisher.
Auf der einen Seite stehen die Veränderungen in den Unternehmen selbst. Sie betreffen Leadership und Organisation genauso wie die Etablierung neuer Werte und die Entfaltung des Mitarbeiterpotentials. Auf der anderen Seite ermöglichen sie ein neues Miteinander von Unternehmen und ihren Märkten. Damit eröffnen sie neue Chancen der Interaktion und Kundennähe, die sowohl in innovativen Produkten, verkürzten Time-to-Market-Intervallen, als auch in neuen Serviceangeboten sichtbar werden.
Nicht zuletzt betrifft Enterprise 2.0 die für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidende Personalentwicklung und damit die Frage, welche Mitarbeiter ein Unternehmen in Zukunft haben will – und womit es sich als attraktiver Arbeitgeber nach außen hin positioniert. Sie zielt in gleichem Maße auf die erfahrenen "Digital Immigrants", als auch auf die jungen "Digital Natives", die sich – exzellent ausgebildet und nachhaltig geprägt von der Transparenz, Interaktion und Offenheit des Web 2.0 – schon bald die zu ihren Mindsets passenden Arbeitgeber aussuchen werden.
Impressionen Petersberger Gespräche 2010
Revolution 2.0: Wie die sozialen Netzwerke Wirtschaft und Gesellschaft verändern
Langfristige Prognosen zur Orientierung und Steuerung des Handelns in Wirtschaft und Gesellschaft haben in den letzten Jahren deutlich an Tragfähigkeit verloren. „Auf Sicht segeln“ heißt daher das allgemein favorisierte Handlungsparadigma. Angesichts der unkalkulierbaren Eigendynamik der global vernetzten Systeme reduziert sich die Bedeutung von Vorhersagen auf gezielte Provokationen. Bei näherer Betrachtung der Auswirkungen des ungewöhnlichen Siegeszugs des Web 2.0 lassen sich drei Entwicklungstendenzen benennen, die durchaus einen derartigen „Wake-up-call“ rechtfertigen.
Enterprise 2.0: praxisorientiert und traditionsbewusst!
Unternehmen, die soziale Technologien zur Erneuerung ihrer IT-Landschaft einsetzen, stellen fest, dass dieser Weg sehr praxisorientiert ist und sehr eng auf das 'daily business' zugreift. Es wird keineswegs bestehende IT-Systeme verdrängen, aber es wird sie um multiple Layer ergänzen. Die IT-Infrastruktur sollte Hoheit der IT-Abteilungen bleiben, die Anwendungen und Applikationen darüber sollten dem Business-Teil des Unternehmens „gehören“. Trotz aller neuen Ideen, die Enterprise 2.0 verkörpert, ist jedoch sein wohl größter Vorteil, dass es die traditionellen Stärken und unternehmerischen Werte fördert, die uns den Aufbau erfolgreicher Geschäftsmodelle überhaupt erst ermöglicht haben. In dieser Diskussionsrunde werden einige Enterprise 2.0-Beispiele betrachtet und dabei ihre Einflüsse auf die Gestaltung von Unternehmen des 21. Jahrhunderts untersucht.