Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer
Neurobiologe und Psychiater, Professor für Psychiatrie der Universität Ulm und Ärztlicher Direktor der seit 1997 bestehenden Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm. Im Jahre 2004 gründete er das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm, das Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Kognitionswissenschaften mit Schwerpunkt Lernforschung betreibt.
Referent der Petersberger Gespräche 2007
Neuroökonomie
"Bewerten, Entscheiden und Handeln im neuronalen Netzwerk"
Es sagt sich leicht, dass in einem rohstoff- und flächenarmen Land wie unserem die einzige nachhaltige wirtschaftliche Ressource in den Gehirnen der nachwachsenden Generation besteht. Es ist hingegen schwer, die sich hieraus ergebenden Konsequenzen ernst zu nehmen. Nur wenn wir dies tun, so lautet meine These, haben wir langfristig im internationalen Wettbewerb eine Chance.
Der Begriff der Neuroökonomie bezeichnet keineswegs nur die schlagzeilenträchtigen Versuche, dem Kunden bei seiner Kaufentscheidung durch die Methoden der modernen Gehirnforschung besser auf die Schliche zu kommen.
Vielmehr geht es um eine ganze Reihe von Berührungspunkten zwischen Neurobiologie und Ökonomie, wobei das Erkenntnisinteresse in beide Richtungen geht: Man kann tatsächlich wirtschaftliche Verhaltensweisen von Menschen besser verstehen, wenn man diese Menschen nicht als Vertreter der – nicht existierenden – idealisierten Gattung homo oeconomicus betrachtet, sondern als real existierenden homo sapiens mit all seinen Schwächen und Fehlern, Ecken und Kanten, aber auch positiven Überraschungen.