Dr. Sibylle Anderl
Sibylle Anderl ist seit Januar 2024 Co-Ressortleiterin WISSEN bei der ZEIT in Hamburg. Nach dem Studium der Physik und Philosophie und einer Promotion im Fach Astrophysik forschte sie zunächst einige Jahre in Grenoble zum Thema Sternentstehung, bevor sie 2017 als Redakteurin ins Feuilleton der F.A.Z. wechselte. 2021 wurde sie dort in die Leitung des Wissenschaftsressorts berufen. Anderl moderiert verschiedene TV-Wissenschaftsformate, ist Mitherausgeberin der Kulturzeitschrift Kursbuch und Autorin verschiedener Sachbücher. Für ihre publizistischen Leistungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Video: Vertrauen und Wahrheit im Zeitalter der KI: Zukunftsperspektiven für Journalismus und Forschung
Nicht zuletzt die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig es im Angesicht großer globaler Herausforderungen und Krisen ist, dass die Öffentlichkeit verlässliche und fundierte Informationen erhält. Partizipation in demokratischen Gesellschaften erfordert nicht nur das Wissen darüber, wie unsere Welt beschaffen ist, sondern auch, wie wir sie gestalten können und welche Folgen und Risiken das mit sich bringt.
Wissenschaftliche Forschung als Produktionsstätte von Wissen und Wissenschaftsjournalismus zur Kommunikation dieses Wissens in die Öffentlichkeit spielen hier zentrale Rollen – und müssen sich vor dem Hintergrund der Generativen KI-Technologien gleichzeitig in diesen Rollen völlig neu finden und definieren. Angesichts der unüberschaubaren Fluten widersprüchlicher, unvollständiger, verzerrter oder schlicht falscher Informationen, denen wir täglich ausgesetzt sind, droht der Verlust einer gemeinsamen gesellschaftlichen Realität als Handlungsbasis.
Die Existenz und das Verständnis solch einer Realität war bislang eng mit dem Vertrauen in Experten und Medien verknüpft. Das aber scheint nun zusehends zu erodieren. Was bedeuten diese Entwicklungen für den Forschungsbetrieb und die Kommunikation und Vermittlung seiner Ergebnisse? Welche Veränderungen sind nötig, damit der Journalismus weiterhin seine wichtige gesellschaftliche Rolle erfüllen kann? Und welche Chancen liegen gleichzeitig in der fortschreitenden Automatisierung, die KI heute möglich macht?