Dr. Andrej Fischer

Dr. Andrej Fischer studierte Physik und Mathematik an der Universität zu Köln und promovierte dort 2011 in Theoretischer Physik über stochastische Modelle in der Populationsgenetik. Danach war er mehrere Jahre als Postdoctoral Fellow am Wellcome Trust Sanger Institute in Cambridge (UK) auf dem Gebiet der Krebsgenomforschung wissenschaftlich tätig. Forschungsinhalte waren dabei die Bestimmung von genetischen Signaturen von Mutationsprozessen, die Rekonstruktion von Tumor-Subpopulationen und die Nutzung von Tumor-Monitoring in adaptiven Therapien. Am Sanger Institute erlebte er auch die technologischen Revolutionen im Bereich der DNA-Sequenzierung mit – von der Bestimmung einzelner Punktmutationen per SNP-Array bis zur Genomsequenzierung ganzer Tumorzellproben.

Fasziniert von den Möglichkeiten statistischer Datenanalyse – heute würde man Data Science sagen – beschäftigt er sich seit 2010 intensiv mit den Methoden der Künstlichen Intelligenz in all ihren Formen, im Spannungsfeld zwischen Realismus und Instrumentalismus, zwischen Wertschöpfung und Automatisierungs-Paradox. Andrej Fischer ist seit 2014 bei der Comma Soft AG tätig und Teil des Executive Managements.


Video: ChatGPT jenseits ChatGPT

Schon 1950 führte Alan Turings „Imitation Game“ natürliche Sprache als universelle Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ein. Mit dem Beherrschen von menschlicher, natürlicher Sprache ist nun ein Meilenstein der Künstlichen Intelligenz erreicht, dessen ganze Tragweite wir heute nur langsam erahnen. Dabei ist der eigentliche Durchbruch nicht das Absolvieren des „Turing Tests“, dessen Eignung zur Identifikation einer künstlichen Person ohnehin zweifelhaft ist. Vielmehr bedeuten ChatGPT & Co. das Durchbrechen von Mauern zwischen uns Menschen mit unserer Fähigkeit zur Innovation und Kreation und digitalen Expertensystemen. Die Verknüpfung von Sprachmodellen mit Plugins, also bidirektionalen Übersetzungsmodulen für Systeme wie Wolfram Alpha oder Programmiersprachen wie Python, ermöglicht den einfachen Zugang zu mächtigen Werkzeugen, die bisher nur einer kleinen Elite von Spezialist:innen vorbehalten waren. Die Arbeitsweise und das Selbstverständnis von Wissenschaftler:innen, Softwareentwickler:innen
und Data Scientists wird sich dadurch neu definieren (müssen).

Auch für die Unternehmensführung bricht eine neue Ära an. Wie schon jetzt absehbar, werden mit entsprechenden Plugins für die Daten- und Wissenslandschaften von Unternehmen ganz neuartige Assistenzsysteme für operative und strategische Entscheidungsprozesse möglich. Assistenzsysteme, die Branchenexpertise und strategische Methodik mit den eigenen Unternehmensdaten kombinieren. Aber selbst das ist nur der Anfang. Denn natürliche Sprache als universelle Schnittstelle kann ermöglichen, dass Systeme untereinander kommunizieren und Transaktionen ausführen können. Sie werden somit zu kompetenten Agenten.

Im Gegensatz zu früheren Innovationen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz haben Sprachmodelle einerseits das größte Transformationspotenzial für die meisten Branchen und meisten Unternehmen. Andererseits war nie eine neue Technologie zugänglicher und hat die Fantasie von Menschen derart angeregt. Mit vielen konkreten Beispielen zeigt Dr. Andrej Fischer, was an diesem Wendepunkt heute bereits möglich und absehbar ist.

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